Ameisenbekämpfung
Wenn das große Krabbeln beginnt: Stadt setzt im Kampf gegen Tapinoma Magnum auf Mithilfe aus der Bevölkerung
Wenn im Frühjahr die Außentemperaturen steigen, erwacht unter der Erde wieder das Leben. Insekten wie etwa die eingeschleppte Ameisenart Tapinoma magnum kehren aus ihrer Winterruhe zurück und das emsige Krabbeln und Graben beginnt von Neuem. „Bei zehn Grad und direkter Sonneneinstrahlung werden die Ameisen wieder aktiv“, weiß der städtische Umweltbeauftragte Gregor Koschate.
Um die Ausbreitung der invasiven Insekten weiter zu bremsen, hat der städtische Betriebshof noch im vergangenen Jahr ein eigenes Heißwassergerät angeschafft. Planmäßig sollen die städtischen Mitarbeitenden ab Montag, 17. März, wieder ausrücken, unter anderem nach Marlen, Neumühl und Odelshofen. Für eine wirksame Bekämpfung sind der Betriebshof und die Stabstelle für nachhaltige Stadtentwicklung auf die Mithilfe aus der Bevölkerung angewiesen. „Nur so können wir viele Nester ausfindig machen“, sagt Gregor Koschate. Wo lassen sich die schwarzgepanzerten Tierchen entdecken? Wenn Randsteine am Gehsteig aussehen, als wären sie schwarz ausgefugt worden, wenn sich die Ameisen in Mauerspalten dicht an dicht drängen oder um Erdlöcher tummeln, kann das ein Hinweis auf ein Nest einer Superkolonie sein. Diese Hinweise nimmt die Stabstelle für nachhaltige Stadtentwicklung per Email an umwelt@stadt-kehl.de entgegen.
Anschließend werden die gemeldeten Standorte begutachtet. Bestätigt sich ein Verdachtsfall und erscheint die Bekämpfung erfolgsversprechend, bietet die Stadt an, die Ameisen auf dem Grundstück mit dem Heißwasserverfahren einzudämmen. Dabei werden die unterirdischen Nester mit 95 Grad heißem Wasser zerstört. „Das ist reines Wasser, mit einem Enthärter versetzt. Es kommen keine Pestizide zum Einsatz“, betont Gregor Koschate. Weil sich Heißwasser auch zur Unkrautbekämpfung eignet, kann es vorkommen, dass die Vegetation durch die Behandlung Schaden nimmt. Damit Betriebshofmitarbeitende den befallenen Boden behandeln können, bedarf es einer von der Eigentümerin oder dem Eigentümer unterschriebenen Betretungsrechtserklärung und Haftungsfreistellung. Das Formular liegt zum Herunterladen bereit und kann zudem an den Ortsverwaltungen abgeholt werden. Erst wenn die notwendigen Unterschriften vorliegen, kann der städtische Betriebshof auch auf Privatgrundstücken aktiv werden. Wichtig ist zudem: Wer zur Miete wohnt und Ameisen auf seinem Grund entdeckt hat, kann die Betretungsrechterklärung (767 KB) nicht selbst unterzeichnen, sondern benötigt die Unterschrift des Grundstückeigentümers.
Um zu vermeiden, dass sich die Tapinoma magnum überhaupt erst auf dem eignen Grundstück ausbreitet, empfiehlt Gregor Koschate beispielsweise Pflanzentöpfe vor dem Kauf auf Ameisen zu kontrollieren. Hierzu sollten die Gewächse aus dem Topf genommen und auch deren Wurzelballen überprüft werden. Beim Verschenken von Topfpflanzen sollte ebenfalls darauf geachtet werden, dass diese ameisenfrei sind. Auch anfallender Grünschnitt sollte vor der Entsorgung auf Ameisen kontrolliert werden, da diese ihre Eier bevorzugt an den Wurzeln ablegen. „Die Ameisen sind insbesondere in der Zeit zwischen 1. Dezember und 31. Januar nicht sehr aktiv“, berichtet Gregor Koschate. In diesem Zeitraum verringere sich die Gefahr die Ameisenpopulation durch Grünschnitt weiterzuverbreiten. Auch empfiehlt der Umweltbeauftragte, keine zuckerhaltigen oder proteinreichen Lebensmittelabfälle zu kompostieren und den Tierchen somit eine wichtige Nahrungsquelle zu entziehen. Um möglichst früh zu erkennen, ob sich die invasiven Insekten auf dem eigenen Grundstück ansiedeln, rät der Umweltbeauftragte dazu, Laub und Unkraut an Weges- und Grundstücksrändern zu entfernen. „Dadurch lassen sich Ameisenstraßen einfacher erkennen“, erläutert er. Sollten sich auffällig viele Ameisen an der Abfalltonne tummeln, empfiehlt er Kieselgur.