Ameisenbekämpfung
Die Stadt macht Ameisen Dampf: Neuer Spielplatz entsteht Im Löhl
Die Stadt hat den invasiven Ameisen in Marlen Dampf gemacht – und das im Wortsinn: Eine Firma aus Durbach und ein Lohndampfunternehmen aus Hohenfels haben innerhalb einer Woche rund 300 Kubikmeter Sand auf dem Spielplatz Im Löhl mit heißem Dampf behandelt. Der Grund für das mehrtägige Unterfangen: Im Löhl entsteht derzeit ein neuer Spielplatz. Die Stadt kostet das rund 20 000 Euro.
Einzig ein verbliebenes Klettergerüst erinnert noch daran, dass auf dem Platz Im Löhl einmal Kinder spielen konnten. Stattdessen ziehen sich am Dienstag (13. Mai) sogenannte Mieten – also in Bahnen aufgeschüttete Sandhaufen – über das Areal. Mitarbeitende des Betriebshofs und eines Mitarbeitenden des Lohndampfunternehmens aus Hohenfels konstruieren rings um die großen Aushübe eine Art oberirdische Rohrleitung. Sie ist verbunden mit einem mobilen Hochleistungsdampfkessel. Kaum sind die Rohre verlegt und die Miete mit einer grünen Plastikplane abgedeckt, wird der Dampf in die Sandhaufen geleitet. Binnen kürzester Zeit erhitzt sich das abgedeckte Bodenmaterial so auf bis zu 90 Grad Celsius. Der Dampf wandert durch den vorab gelockerten Sand und desinfiziert alles auf seinem Weg. „Alles an organischem Material wird denaturiert“, beschreibt der Unternehmer aus Durbach, Thomas Seifert, den Prozess. Üblicherweise betrifft das Schädlinge wie Pilze oder Fadenwürmer. Aber auch Ameisen (wenngleich keine Tapinoma magnum) wurden mit dieser Dämpftechnik bereits bekämpft. Das Verfahren gilt als besonders umweltschonend, weil in dem Hochleistungskessel lediglich Wasser verdampft wird. Und dieser Wasserdampf hat noch einen weiteren Vorteil. Die feuchte Hitze sorgt dafür, dass das behandelte Material aufquillt und Risse bildet, durch die der Dampf tiefer eindringen kann. Im Fall des Spielplatzes Im Löhl helfen die invasiven Ameisen sogar unfreiwillig bei ihrer eigenen Bedampfung mit: Durch die Tunnel der Tiere kann der Dampf leichter tiefer in den Sand eindringen. Über einen Zeitraum von sechs Stunden wird der Wasserdampf in die Mieten eingeleitet. Dabei werden rund zwei Tonnen Wasser je Stunde verdampft. Der behandelte Sand wird am Folgetag von den Mitarbeitenden des Betriebshofs zur Deponie abtransportiert – und ist dann immer noch heiß.
Weil sich die Bodenplatten auf dem Platz zwischenzeitlich gelockert hatten und deshalb Stolperfallen für Besucherinnen und Besucher darstellten, beschloss der Ortschaftsrat von Goldscheuer, den Spielplatz Im Löhl zu überplanen. Mitarbeitende des Betriebshof hatten daraufhin die Bodenplatten zurückgebaut und mit Heißwasser behandelt. Auf dem neuen Spielplatz sollen die Bodenplatten allerdings nicht zurückkehren. Stattdessen ist eine wassergebundene Wegedecke vorgesehen. Das bringt nicht nur eine zusätzliche Entsiegelung, es gibt somit auch keine Platten mehr, die die Ameisen unterhöhlen können. „Unser Ziel ist es, eine Verschleppung der Ameisen zu verhindern.“, erläutert der Umweltbeauftragte der Stadt, Gregor Koschate, die Bedampfung. Dass dabei eine Vielzahl der Ameisen abgetötet wird, bezeichnet er als positiven Nebeneffekt. Der Boden auf dem ehemaligen Spielplatz Im Löhl ist anschließend bis in eine Tiefe von etwa 30 Zentimeter keim- und ameisenfrei. Und das soll er möglichst bleiben. „Wir wollen die neue Umgebung derart gestalten, dass sie für Ameisen möglichst unattraktiv ist“, berichtet Gregor Koschate. Beispielsweise wird überlegt, auf dem zukünftigen Spielplatz grobkörnigen Rollkies auszulegen. Weil sich darin schlecht Tunnel bauen lassen, meiden Ameisen für gewöhnlich derlei Untergrund. Die Seilbahn und das Klettergerüst sollen auf dem Spielplatz bestehen bleiben und in die Umgestaltung integriert werden. Hinzukommen mehr Grünflächen, ein Trampolin, Sitzgelegenheiten, eine Schaukel und ein Holzpavillon. Die Hecke, die den Spielplatz einfasst, wurde bereits zu Jahresbeginn entfernt. Als Ersatz ist ein Zaun vorgesehen, der die Spielfläche umschließen soll. Die Montage erfolgt, sobald die neuen Spielgeräte montiert sind und die Umgestaltung abgeschlossen ist.
Weitere Informationen
In einem Flyer (1,4 MB) hat die Stadt sämtliche Informationen zur Vorbeugung eines Ameisenbefalls sowie zur Erkennung und wirksamen Bekämpfung von Tapinoma-magnum-Populationen zusammengefasst.
Wenn das große Krabbeln beginnt: Stadt setzt im Kampf gegen Tapinoma Magnum auf Mithilfe aus der Bevölkerung
Wenn im Frühjahr die Außentemperaturen steigen, erwacht unter der Erde wieder das Leben. Insekten wie etwa die eingeschleppte Ameisenart Tapinoma magnum kehren aus ihrer Winterruhe zurück und das emsige Krabbeln und Graben beginnt von Neuem. „Bei zehn Grad und direkter Sonneneinstrahlung werden die Ameisen wieder aktiv“, weiß der städtische Umweltbeauftragte Gregor Koschate.
Um die Ausbreitung der invasiven Insekten weiter zu bremsen, hat der städtische Betriebshof noch im vergangenen Jahr ein eigenes Heißwassergerät angeschafft. Planmäßig sollen die städtischen Mitarbeitenden ab Montag, 17. März, wieder ausrücken, unter anderem nach Marlen, Neumühl und Odelshofen. Für eine wirksame Bekämpfung sind der Betriebshof und die Stabstelle für nachhaltige Stadtentwicklung auf die Mithilfe aus der Bevölkerung angewiesen. „Nur so können wir viele Nester ausfindig machen“, sagt Gregor Koschate. Wo lassen sich die schwarzgepanzerten Tierchen entdecken? Wenn Randsteine am Gehsteig aussehen, als wären sie schwarz ausgefugt worden, wenn sich die Ameisen in Mauerspalten dicht an dicht drängen oder um Erdlöcher tummeln, kann das ein Hinweis auf ein Nest einer Superkolonie sein. Diese Hinweise nimmt die Stabstelle für nachhaltige Stadtentwicklung per Email an umwelt@stadt-kehl.de entgegen.
Anschließend werden die gemeldeten Standorte begutachtet. Bestätigt sich ein Verdachtsfall und erscheint die Bekämpfung erfolgsversprechend, bietet die Stadt an, die Ameisen auf dem Grundstück mit dem Heißwasserverfahren einzudämmen. Dabei werden die unterirdischen Nester mit 95 Grad heißem Wasser zerstört. „Das ist reines Wasser, mit einem Enthärter versetzt. Es kommen keine Pestizide zum Einsatz“, betont Gregor Koschate. Weil sich Heißwasser auch zur Unkrautbekämpfung eignet, kann es vorkommen, dass die Vegetation durch die Behandlung Schaden nimmt. Damit Betriebshofmitarbeitende den befallenen Boden behandeln können, bedarf es einer von der Eigentümerin oder dem Eigentümer unterschriebenen Betretungsrechtserklärung und Haftungsfreistellung. Das Formular liegt zum Herunterladen bereit und kann zudem an den Ortsverwaltungen abgeholt werden. Erst wenn die notwendigen Unterschriften vorliegen, kann der städtische Betriebshof auch auf Privatgrundstücken aktiv werden. Wichtig ist zudem: Wer zur Miete wohnt und Ameisen auf seinem Grund entdeckt hat, kann die Betretungsrechterklärung (767 KB) nicht selbst unterzeichnen, sondern benötigt die Unterschrift des Grundstückeigentümers.
Um zu vermeiden, dass sich die Tapinoma magnum überhaupt erst auf dem eignen Grundstück ausbreitet, empfiehlt Gregor Koschate beispielsweise Pflanzentöpfe vor dem Kauf auf Ameisen zu kontrollieren. Hierzu sollten die Gewächse aus dem Topf genommen und auch deren Wurzelballen überprüft werden. Beim Verschenken von Topfpflanzen sollte ebenfalls darauf geachtet werden, dass diese ameisenfrei sind. Auch anfallender Grünschnitt sollte vor der Entsorgung auf Ameisen kontrolliert werden, da diese ihre Eier bevorzugt an den Wurzeln ablegen. „Die Ameisen sind insbesondere in der Zeit zwischen 1. Dezember und 31. Januar nicht sehr aktiv“, berichtet Gregor Koschate. In diesem Zeitraum verringere sich die Gefahr die Ameisenpopulation durch Grünschnitt weiterzuverbreiten. Auch empfiehlt der Umweltbeauftragte, keine zuckerhaltigen oder proteinreichen Lebensmittelabfälle zu kompostieren und den Tierchen somit eine wichtige Nahrungsquelle zu entziehen. Um möglichst früh zu erkennen, ob sich die invasiven Insekten auf dem eigenen Grundstück ansiedeln, rät der Umweltbeauftragte dazu, Laub und Unkraut an Weges- und Grundstücksrändern zu entfernen. „Dadurch lassen sich Ameisenstraßen einfacher erkennen“, erläutert er. Sollten sich auffällig viele Ameisen an der Abfalltonne tummeln, empfiehlt er Kieselgur.