Sonnenhof übergeben
Der Odelshofener Sonnenhof ist keine Flüchtlingsunterkunft mehr
Im Februar 2017 hatte die Stadt Kehl den Sonnenhof in Odelshofen angemietet, um dort vor allem alleinstehende Geflüchtete, Ehepaare ohne oder Alleinerziehende mit Kind unterzubringen. Die Eigentümerfamilie der einstigen Hotelgaststätte hatte den Betrieb eingestellt. Bis zu 36 Bewohnerinnen und Bewohner waren in den ehemaligen Hotelzimmern untergebracht. Nun haben die letzten von ihnen die Unterkunft verlassen; Oberbürgermeister Wolfram Britz hat den Schlüsselbund an Klaus Adam übergeben – das Bauunternehmen hat den Sonnenhof vor dreieinhalb Jahren mit der Absicht gekauft, dort Wohnungen zu bauen. Der bestehende Mietvertrag wurde von Firma Adam bis zum 28. Februar vollständig übernommen.
Als von 2015 bis 2017 Flüchtlinge in großer Zahl nach Deutschland und damit auch in den Ortenaukreis kamen, bemühte sich die Stadt um eine dezentrale Unterbringung der Neuankömmlinge in bestehenden Gebäuden und konnte damit Containeranlagen mit einer großen Anzahl von Menschen auf engem Raum vermeiden. Dass der Sonnenhof damals zur Vermietung anstand, erwies sich als Glücksfall, weil in den ehemaligen Hotelzimmern gerade Einzelpersonen oder kinderlose Ehepaare untergebracht werden konnten, während die größeren Wohnungen für Familien benötigt wurden.
In Odelshofen bildete sich damals rasch – unterstützt auch vom Helferkreis in Kork (unter dem Dach der Flüchtlingshilfe Kehl) – eine Gruppe von Ehrenamtlichen, welche die Bewohner des Sonnenhofs engagiert begleitete und unterstützte.
In den ersten Monaten gab es damals noch kein Integrationsmanagement bei der Stadt. Die Ehrenamtlichen um den Odelshofener Ortsvorsteher Markus Murr haben nicht nur dazu beigetragen, dass sich die Neuankömmlinge sich in der Ortschaft wohlfühlen, sondern auch eine gute Entwicklung nehmen konnten. Die meisten Bewohner des Sonnenhofs aus der Anfangszeit haben Arbeit gefunden oder ein Studium aufgenommen – zu einigen von ihnen hat der städtische Integrationsmanager Fares Mousa (der als Geflüchteter ebenfalls zunächst im Sonnenhof wohnte und später und bis zuletzt als städtischer Integrationsmanager die Bewohner betreute) bis heute Kontakt. Die meisten von ihnen dächten gerne an die Zeit im Sonnenhof zurück, weiß er aus Gesprächen, und seien heute noch dankbar für die Unterstützung, die sie von Mitgliedern des Helferkreises erfahren hätten. Eine Familie mit zwei Kindern hat fünf Jahre lang in der kleinen Zweizimmerwohnung im Sonnenhof gewohnt und wollte nicht umziehen – eben, weil sie sich in Odelshofen so wohl fühlte. Laut Integrationsmanagerin Johanna Bung waren es rund 150 Personen aus etwa 13 Nationen, vor allem Menschen aus Syrien und Afghanistan, aber auch aus Erithrea und Mazedonien, die über die acht Jahre hinweg unterschiedlich lange im Sonnenhof untergebracht waren.
Als nach dem russischen Einmarsch in die Ukraine im Februar 2022 viele Frauen und Kinder das Land verließen und nach Deutschland kamen, musste die Stadt erneut eine große Zahl von Menschen unterbringen. Mit dem zu diesem Zeitpunkt leerstehenden Hotel Krone bot sich – wieder in Odelshofen – die (einzige) Möglichkeit, dieser Verpflichtung nachzukommen. „Wir hätten jedes Hotel angemietet, unabhängig von seinem Standort in der Gesamtstadt“, erklärte Oberbürgermeister Wolfram Britz im Dezember 2022, warum die Stadt diesen Schritt ging und in Odelshofen damit insgesamt – Sonnenhof plus Krone – bis zu 80 Wohnplätze für Geflüchtete einrichtete. Im Vergleich zur Einwohnerzahl hatte Odelshofen damit die höchste Quote in der Gesamtstadt.
Gleichzeitig sicherte der OB zu, dass die Stadt den Sonnenhof so bald wie möglich, spätestens mit der Fertigstellung einer der beiden festen Flüchtlingsunterkünfte (die in Kork und im Wohngebiet Schneeflären in der Kernstadt entstehen) aufgeben wird. Dieses Versprechen gegenüber den Einwohnerinnen und Einwohnern von Odelshofen hat Wolfram Britz mit der Schlüsselübergabe an Klaus Adam nun vorzeitig eingelöst.
Die Baufirma renoviert das Gästehaus derzeit. Die ehemalige Gaststätte Sonnenhof, deren zwei Gasträume in den vergangenen acht Jahren als Aufenthaltsbereiche für die Geflüchteten dienten, wird abgerissen. An dieser Stelle will die Firma Adam Wohnungen errichten.