Sanierungsgebiet

Von der Stadthalle bis zum Museum: Moderne Stadtgestaltung und Klimaanpassung geplant

Von der Stadthalle über das Rathausareal und die Hauptstraße bis zum Hanauer Museum reicht das ausgewiesene Sanierungsgebiet.

Die Stadt Kehl hat Großes vor: Mit der Ausweisung eines neuen Sanierungsgebietes, das von der Stadthalle über das Rathausareal hinweg und die Hauptstraße entlang bis zum Hanauer Museum reicht, versucht die Stadtverwaltung in ein Programm der Städtebauförderung aufgenommen zu werden. 13,2 Millionen sollen investiert werden, um diesen Abschnitt der Kernstadt zeitgemäß zu gestalten und damit auch den veränderten klimatischen Bedingungen anzupassen. Weil die Stadt dafür beim Land einen Zuschuss von 7,9 Millionen Euro beantragt hat, waren Vertreter der Landesregierung und des Regierungspräsidiums in Kehl, um sich vor Ort ein Bild über die Notwendigkeit der Sanierung zu machen. Angeführt wurde die Delegation vom Leitenden Ministerialrat Ralph König aus dem Stuttgarter Ministerium für Landesentwicklung und Wohnen. Eine Entscheidung ist in den Wochen um Ostern zu erwarten.

Mitten in diesem Sanierungsgebiet liegt das Rathausareal, wo das neue Verwaltungsgebäude errichtet werden soll, das auf diese Weise ebenfalls durch die Landeszuschüsse kofinanziert werden könnte. Das Projekt, legte der Erste Beigeordnete Thomas Wuttke den Gästen dar, solle genutzt werden, um das Rathausareal stärker zu begrünen und zu beschatten, und damit das Aufheizen der Fläche im Sommer abzumildern. Außerdem soll das neue Verwaltungsgebäude, in dem alle Bürgerdienste zusammengefasst werden, ein Gründach bekommen, welche das Gebäude nicht nur kühlt, sondern auch Regenwasser aufnehmen kann. Zwar sei der Rathausplatz erst 2018 eingeweiht worden, doch habe sich der Klimawandel seither in einer damals nicht vorstellbaren Geschwindigkeit vollzogen, sagte Thomas Wuttke.
„Wir werden kein Projekt mehr fördern, bei dem die Klimaanpassung keine Rolle spielt“, ordnete Ralph König die Bedeutung gerade dieses Aspekts ein, der sich durch das gesamte geplante Sanierungsgebiet zieht: So ist vorgesehen, die versiegelten Flächen um die Stadthalle (Montmorency-Platz) deutlich zu reduzieren und die Aufenthaltsqualität zu verbessern. Entlang der Hauptstraße sollen Parkflächen in Grünbereiche umgewandelt werden, die teilweise auch für Außengastronomie genutzt werden könnten, stellte Thomas Wuttke dar. Mit diesen Maßnahmen ließen sich in diesem Bereich Emissionen reduzieren und die Hitzebelastung verringern.

Vertreter der Landesregierung und des Regierungspräsidiums machten sich gemeinsam mit Vertreterinnen und Vertretern der Stadt Kehl vor Ort ein Bild über die Notwendigkeit der Sanierung. Im Bild (von links nach rechts): Katharina Hinz vom Ministerium für Landesentwicklung und Wohnen, Thomas Ganninger und Jan-Michael Mann vom Regierungspräsidium Freiburg, Michelle Godon-Brauer und Franz Kurz von der Stadtentwicklungsgesellschaft die STEG, Maria Euing vom zentralen Zuschusswesen der Stadt Kehl, Konstantin Schmidt (die STEG), Thomas Wuttke, Erster Beigeordneter, Kora Herrmann, Leiterin der Stabstelle Nachhaltige Stadtentwicklung, Stadtplaner Thorsten Werbeck und Ralph König vom Ministerium für Landesentwicklung und Wohnen und Leiter des Referats Städtebauliche Erneuerung.

Grundlagen

Von einer Verbesserung des Wohnumfeldes, also auch der Entsiegelung von Flächen im privaten Bereich sowie der Schaffung von Aufenthaltsflächen für alle Generationen zwischen Postareal und Hanauer Museum, könne sowohl der Wohnstandort gestärkt als auch an die Auswirkungen des Klimawandels angepasst werden, erläuterte Thomas Wuttke. Indem bestehende Gebäude energetisch saniert und modernisiert sowie Dachgeschosse ausgebaut und gewerbliche Leerstände in Wohnflächen umgewandelt würden, könne neuer Wohnraum entstehen. Die Stadt wolle offensiv auf die Eigentümerinnen und Eigentümer zugehen, die für solche Maßnahmen ebenfalls mit Zuschüssen der Stadt sowie der Städtebauförderung unterstützt werden können, versichert der Erste Beigeordnete. Der Schwerpunkt Wohnen sei in der Landesentwicklung „ganz wichtig“, erklärte der Leitende Ministerialrat, und hier gelte es, auch private Maßnahmen miteinzubeziehen. Auch im Wilhelmschulareal könne man sich, wenn die Grundschule Sundheim in den geplanten Neubau umgezogen sei, Wohnen vorstellen, ergänzte Thomas Wuttke.

Wie dynamisch sich Kehl in den vergangenen Jahren entwickelt hat, zeigte der Erste Beigeordnete Thomas Wuttke den Gästen aus Stuttgart und Freiburg anhand einiger Schlüsselzahlen auf: So ist die Bevölkerung von 2012 bis 2022 mit 12,4 Prozent stark gewachsen, was sich in 6886 zusätzlichen Einwohnerinnen und Einwohnern ausdrückt. Bis 2040 rechnet die Verwaltung mit einer weiteren Zunahme von 3,6 Prozent pro Jahr. Mit einem Durchschnittsalter von 43,2 Jahren seien die Kehlerinnen und Kehler etwas jünger als die Landesbevölkerung.

Basis der künftigen Stadtentwicklung ist das 2021 vom Gemeinderat beschlossene  Stadtentwicklungskonzept Kehl 2035, hilfreich ist aber auch die langjährige Erfahrung der Stadt mit erfolgreich umgesetzten Sanierungsgebieten, die jeweils einen Realisierungszeitraum von etwa zwölf Jahren umfassen:

  • Von den 1990er-Jahren bis 2003 war die „Kahllach“ Sanierungsgebiet; dazu gehörten die Sanierung der ehemaligen Hutfabrik (Villa Rehfus) und das gegenüberliegende Torbogengebäude, wo heute fünf deutsch-französische Einrichtungen untergebracht sind, die ein Kompetenzzentrum für grenzüberschreitende Fragen bilden.
  • Im Rahmen des 2006 abgeschlossenen Sanierungsgebiets „Innenstadt“ wurden nicht nur die Fußgängerzone und der Marktplatz gestaltet; der Umbau der B28 mit dem Grünstreifen in der Mitte erfolgte im Vorfeld der Landesgartenschau im Landessanierungsprogramm „Kaserne/Zollhof“. Die Sanierung der Villa Schmidt sowie der Großherzog-Friedrich-Kaserne wurden ebenfalls durch Zuschüsse des Landes gefördert.
  • Kernstück des 2024 abgerechneten Sanierungsgebiets „Innenstadt-Ost“ war der Umbau der ehemaligen Tulla-Realschule zum heutigen Kulturhaus. Gefördert wurde vom Land darüber hinaus die Neuordnung des Rathausumfeldes mit der Endhaltestelle der Tram. Die größte private Maßnahme im Programm „Innenstadt-Nord“ war der Neubau des City Centers.