Nachhaltige Mobilität
Nachhaltige Mobilität: Wie fahrrad- und fußgängerfreundlich ist Kehl?
Kehl hat es sich zum Ziel gesetzt, den Rad- und Fußverkehr nachhaltig voranzubringen. Seit August 2020 ist die Stadt Mitglied der Arbeitsgemeinschaft Fahrrad- und Fußgängerfreundlicher Kommunen in Baden-Württemberg e.V. (AGFK-BW), einem Zusammenschluss von rund 120 Landkreisen, Städten und Gemeinden, die den Fuß- und Radverkehr in Baden-Württemberg fördern und diesen als so einfache, sichere und bequeme Fortbewegungsart etablieren möchten, dass zu Fuß zu gehen und mit dem Rad zu fahren die erste Wahl der Einwohnerinnen und Einwohner werden. Im Rahmen des AGFK-BW-Leitbilds, der Vision 2030, beschreibt der Verein fünf sogenannte Meilensteine für die Kommunen – fünf Handlungsfelder als Grundlage einer Qualitätsstufe, die von den Mitgliedskommunen zu erreichen sind: Zufußgehen als Basismobilität, ein attraktives Radnetz, Vernetzung und Wissensaustausch, Commitment und Mentalitätswechsel sowie die Förderung der betrieblichen und schulischen Mobilität. Zeitliches Ziel für das Erreichen der Qualitätsstufe für Mitglieder der AGFK-BW ist der 1. Juli 2028.
Kehl hat im Mai 2024 an der Ermittlung der Qualitätsstufe teilgenommen und eine Checkliste eingereicht. Ergänzt wurde diese Liste durch eine virtuelle Bereisung, eingereichte Unterlagen sowie Informationen unter anderem von der Stadt-Webseite. Auf Grundlage der eingereichten Ergebnisse hat Kehl die angestrebte Qualitätsstufe vorerst nicht erreicht, erfüllt aber in einigen Bereichen bereits die Anforderungen, so dass ein Erreichen der Qualitätsstufe in den nächsten Jahren in Aussicht gestellt werden kann.
Fortschritte und Potenziale in Kehl im Fuß- und Radverkehr
Im Bereich des Fußverkehrs hat Kehl Maßnahmen umgesetzt, wie bauliche Verbesserungen der Fußverkehrsinfrastruktur (Umgestaltung von Querungsstellen im Stadtgebiet zu Gunsten einer verbesserten Barrierefreiheit, beispielsweise am Knotenpunkt Hauptstraße / Bismarckstraße) und die Einrichtung verkehrsberuhigter Zonen. Doch Kehl hat das Ziel einer vollständigen Förderung des Fußverkehrs noch nicht erreicht, vor allem aufgrund des Fehlens eines übergeordneten Fußverkehrskonzepts.
In Bezug auf den Radverkehr hat die Stadt Kehl gute Voraussetzungen geschaffen, welche die Radfahrenden in der täglichen Mobilität voranbringen, und erfüllt damit die Anforderungen in Meilenstein zwei. Gleichzeitig ergeben sich weitere Chancen, den Radverkehr in der Stadt noch stärker zu entwickeln. Das Radverkehrskonzept von 2018 bildet dafür eine solide Grundlage. Zudem wurden Maßnahmen wie Fahrradstraßen (Friedhofstraße und Schneeflären) und Modalfilter (Einbahnstraßenregelung in der Bierkellerstraße, Am Schutterrain oder auch der Goldscheuerstraße) eingeführt. Dennoch gibt es noch Potenziale beim Ausbau des Radnetzes, vor allem bei der Anbindung an Ortsteile und Nachbarkommunen. Auch die Verkehrssicherheit und die Integration vulnerabler Gruppen können weiter verbessert werden.
Vernetzung und Wissensaustausch
Kehl nimmt aktiv an den Austauschformaten der AGFK-BW teil und nutzt Weiterbildungen sowie Facharbeitskreise, um sich regelmäßig über Neuerungen und bewährte Praktiken zu informieren. Eine noch stärkere Beteiligung an Arbeitsgruppen und Forschungsprojekten könnte zusätzliche Erkenntnisse liefern, die der Stadt und anderen Kommunen zugutekommen würden.
Commitment und Mentalitätswechsel
Ein Mentalitätswechsel hat in Kehl bereits stattgefunden, beziehungsweise findet statt. Die Stadt zeigt ein starkes Commitment zur Förderung der nachhaltigen Mobilität und hat dies durch politische Beschlüsse sowie eigene Haushaltsmittel untermauert. Durch innovative Maßnahmen wie die Umwandlung von Parkflächen und eine transparente Kommunikation stärkt Kehl das Bewusstsein für eine nachhaltige Mobilität in der Stadt. Ein weiterer Ausbau der personellen Kapazitäten könnte den Fortschritt beschleunigen.
Betriebliche und schulische Mobilität
Kehl hat bereits erste Prozesse rund um das schulische Mobilitätsmanagement etabliert, es gibt jedoch weiteres Entwicklungspotenzial. Es werden Schulwegpläne erstellt, die regelmäßig aktualisiert werden sollten. Für 2025 ist geplant, Radschulwegpläne für die weiterführenden Schulen zu erstellen. Eine enge Zusammenarbeit mit Lehrenden, Eltern und Behörden soll sicherstellen, dass Schulwege sicher und nachhaltig gestaltet werden. Auch die betriebliche Mobilität gilt als wichtiger Aspekt: Unternehmen sollen aktiv einbezogen und über Fördermöglichkeiten informiert werden, um die Nutzung von Fuß- und Radverkehr weiter zu fördern.
Zukunftsperspektiven für Kehl
Kehl hat mit den bisherigen Maßnahmen bereits große Fortschritte erzielt, jedoch fehlen noch einige Punkte, um die Qualitätsziele vollständig zu erreichen. Insbesondere im Bereich der Fußverkehrsförderung und der betrieblichen Mobilität gibt es noch Verbesserungspotenzial. Mit weiteren Anstrengungen und einer konsequenten Weiterverfolgung der Maßnahmen dürfte Kehl die Würdigung in den nächsten Jahren erhalten.