Schätze fürs Archiv
Alt-OB Dr. Günther Petry übergibt Unterlagen an den neuen Archivleiter Matthias Kick
Vom Trikot „Ehrenspielführer“ über die Bürgermedaille in Gold und seiner zur 1225-Jahr-Feier von Kork verfassten Historischen Revue über Gottlieb Fecht in gebundener Form bis hin zu Namensschildchen von wichtigen Ereignissen: Einen ganzen Rollkoffer voller Dokumente, Briefe, Fotos und Gegenstände, die im Zusammenhang mit Ereignissen in seiner 16-jährigen Amtszeit als Oberbürgermeister in Kehl stehen, hat Dr. Günther Petry am Mittwoch (30. Oktober) dem Stadtarchiv übergeben. Entgegen nahm die Sammlung Matthias Kick, vom 1. November an neuer Archivleiter.
Alles bestens geordnet und durchnummeriert, so präsentiert Dr. Günther Petry seine Sammlung, die mit Prospekten aus seinem Wahlkampf 1997/1998 beginnt (inklusive eigens dafür gestaltetem Briefpapier). Briefe und Postkarten packt er aus dem Rollkoffer auf den Schreibtisch im Büro des Hanauer Museums: Das Gratulationsschreiben von Detlef Prößdorf zu seinem 60. Geburtstag gehört ebenso dazu wie die Platzreservierung und das Blatt mit den Liedtexten zur Trauerfeier seines Vorgängers am 24. Juni 2017. Auch die Einladung von seinem Nachfolger Toni Vetrano zur Jungfernfahrt der Tram hat er aufbewahrt. Wie so manches Geschenk, das er als Oberbürgermeister und zu seinem Abschied aus dem Amt erhalten hat: zum Beispiel ein liebevoll gestaltetes Heft der Kindertageseinrichtung Kreuzmatt, das Fotoalbum zum „Hängen und Fleddern“ des Oberbürgermeisters am 2. Februar 2002 auf dem Kehler Marktplatz oder ein Fotobuch zu 40 Jahre Städtepartnerschaft zwischen Kehl und Montmorency.
Auch die Urkunden und Medaillen, die er vor allem zum Ausscheiden aus dem Amt bekommen hat, übergibt Dr. Günther Petry dem Archiv: die deutsche Feuerwehr-Ehrenmedaille, die Urkunde für die ehrenamtliche Tätigkeit in der Verbandsversammlung des Regionalverbands Südlicher Oberrhein, die Urkunde für die ehrenamtliche Tätigkeit in den Gremien des Ortenaukreises. Die Sparkassenmedaille Baden-Württemberg, die er als langjähriger Vorsitzender des Verwaltungsrats der Sparkasse Hanauerland erhielt, und die Medaille des Conseil Général du Bas-Rhin (Rat des damals noch selbstständigen Departements Unter-Elsass), die ihm für seine Verdienste als Präsident der Grenzgängerberatungsstelle INFOBEST Kehl-Strasbourg verliehen wurde, überreicht er Matthias Kick. Ebenso wie die Bürgermedaille in Gold, die ihm beim Neujahrsempfang 2017 für sein Engagement und seine Erfolge in der grenzüberschreitenden Zusammenarbeit mit Straßburg zuteilwurde. Sein damaliger Straßburger Amtskollege Roland Ries wurde mit ihm ausgezeichnet.
Auch Kuriositäten enthält die Sammlung: den von Uhrmacher Thüm entworfenen und gebauten Prototyp einer Armbanduhr mit Kehl-Wappen, die Günther Petry nie benutzt hat, „weil ich nie Armbanduhren getragen habe“, eine flippige Sonnenbrille der WRO (Wirtschaftsregion Ortenau, heute nectanet) oder die kleine Maske des Quintus-Ordens der Ortenauer Narrenzunft, die er bei seiner Aufnahme erhielt. Ein Unikat ist die vom langjährigen Leiter des Korker Handwerksmuseums, Helmut Schneider, handgeschmiedete Rose aus schwarzem Eisen mit handschriftlicher Beschreibung ihrer Entstehung.
Aufbewahrt hat Dr. Günther Petry auch seine Dauerkarte für die grenzüberschreitende Gartenschau 2004 mit der Seriennummer eins. Er hat sie damals ebenso selbst bezahlt wie auch alle städtischen Mitarbeitenden, die beruflich mit der Veranstaltung zu tun hatten. An diese 171 Tage währende Großveranstaltung vor 20 Jahren erinnert auch das Trikot, das Dr. Günther Petry auf der Abschlussetappe der „Tour de Ländle“ trug, die mit dem Rad von Emmendingen nach Kehl führte. Apropos Trikot: Zur Sammlung gehören auch das Trikot „Käpt’n“ zum WM-Tipp 2010, als die „Kehler Rheinstürmer“ gegen die „Kinzig-Stürmer“ aus Willstätt antraten, natürlich nur, in dem sie Tipps zum Ausgang der Spiele abgaben und nicht etwa auf einem Fußballplatz. Vier Jahre später wurde Günther Petry zum Ehrenspielführer beim WM-Tipp ernannt, nachdem sich auch sein Nachfolger Toni Vetrano in die vom damaligen Kehler-Zeitungs-Redakteur Andreas Cibis organisierte Tipprunde einreihte.
Abgerundet wird die Sammlung durch einige Redemanuskripte im Original, also mit handschriftlichen Anmerkungen an Seitenrändern oder auf den Rückseiten, und dem Text „Nichts kommt von selbst. Warum die SPD an ihrer Lage selbst schuld ist“. Diese, wie er selbst sagt, „polemische Analyse“ auf 86 Seiten hat er verfasst, als er 2019 nach 39 Jahren aus der SPD austrat. Ein ganz anderes Werk aus seiner Feder überreicht er in zwischen feste und leinenüberzogene Buchdeckel gebundener Form: „Gottlieb Bernhard Fecht. Eine Historische Revue“, geschrieben zur 1225-Jahr-Feier von Kork 2002 und dort 2003 aufgeführt. Das mit Fotos von der Aufführung versehene Buch hat er – zusammen mit einem Dankesschreiben – vom Förderverein Dorfgemeinschaft Kork erhalten.
Matthias Kick – neuer Leiter des Stadtarchivs
Dankbar entgegen genommen hat diese besondere Sammlung Matthias Kick, der vom 1. November an das Kehler Stadtarchiv leitet. Der 36-Jährige ist in diesem Arbeitsbereich Nachfolger der am 27. Juni verstorbenen Archiv- und Museumsleiterin Dr. Ute Scherb. Matthias Kick hat in Tübingen Geschichte im Hauptfach und Klassische Archäologie im Nebenfach studiert und hat – obwohl in Nürnberg geboren und aufgewachsen – seit „frühester Kindheit eine Beziehung zur Region“. Sein Vater hatte noch als Student der Zahnmedizin in den Semesterferien bei der Weinlese im Elsass mitgearbeitet und diese Zeit in so guter Erinnerung behalten, dass er später mit Ehefrau und den drei Söhnen immer wieder in den Raum Straßburg-Kehl kam. Matthias Kick, der auch ein Volontariat in Öffentlichkeitsarbeit absolviert hat, arbeitete in den vergangenen Jahren bei unterschiedlichen Arbeitgebern in beiden Bereichen – Archiv und Öffentlichkeitsarbeit.
Er ist froh, dass er sich in Kehl nun komplett auf die Pflege und den Ausbau des Stadtarchivs kümmern und dort dafür sorgen kann, dass die „spannende Geschichte der Stadt“ ins kollektive Gedächtnis übergeht. Für den 36-Jährigen ist „das Archiv kein abgeschotteter Bunker“. Wie schon seine Vorgängerin will er das Stadtarchiv öffnen und seine Schätze Einwohnerinnen und Einwohnern zugänglich zu machen. Und wie Dr. Ute Scherb wünscht er sich, dass möglichst viele Menschen dem Beispiel von Alt-OB Günther Petry folgen und Dokumente und Objekte aus der Stadtgeschichte bei ihm abgeben. Matthias Kick ist per E-Mail unter m.kick@stadt-kehl.de oder telefonisch im Hanauer Museum unter 07851 88-2650 zu erreichen.