Neue Friedhofssatzung
Neue Friedhofssatzung für nachhaltige und kulturell vielfältige Bestattungen
Die Bestattungskultur in Deutschland befindet sich in einem tiefgreifenden Wandel – und mit ihr auch die Rolle der Friedhöfe. Dieser Wandel bringt auch für die Kehler Stadtverwaltung große Herausforderungen mit sich, eröffnet aber auch Chancen. Denn in einer Zeit, in der der Klimawandel und gesellschaftliche Veränderungen die Lebensweise beeinflussen, bieten Friedhöfe zunehmend nicht nur Raum für Trauer und Erinnerung, sondern werden zu wichtigen grünen Oasen. Diese Orte tragen aktiv zum Klimaschutz bei, indem sie als kühlende, wasserregulierende und biodiversitätsfördernde Flächen wertvolle Beiträge zur Anpassung an den Klimawandel leisten. Gleichzeitig wächst der Wunsch nach individuelleren, nachhaltigeren und kulturell angepassten Bestattungsformen. Die neue Friedhofssatzung der Stadt Kehl reagiert auf diese Entwicklungen und schafft Raum für Veränderungen. Sie eröffnet Möglichkeiten für eine vielfältigere Grabgestaltung, fördert nachhaltige Bestattungsarten und nimmt Rücksicht auf religiöse Traditionen.
Änderungen bei der Grabgestaltung: Mehr Flexibilität und weniger Pflegeaufwand
Ein bedeutender Schritt in der neuen Satzung betrifft die Regelungen zur Grababdeckung: Das bisherige Verbot, Gräber zu bedecken, wird aufgehoben. Künftig dürfen Erdgräber bis zu 50 Prozent abgedeckt werden, und die Pflicht zur Bepflanzung wird von zwei Dritteln auf einen geringeren Anteil reduziert. Mit dieser Regelung werden auf Angehörige zukünftig weniger Aufwand und weniger Kosten bei der Grabpflege zukommen. Diese Neuerungen gelten auch für bereits bestehende Grabstätten, sodass eine gleichmäßige Anpassung möglich wird.
Platz für religiöse Vielfalt: Sarglose Bestattung
Die neue Friedhofssatzung berücksichtigt auch die Bedürfnisse unterschiedlicher religiöser Gemeinschaften und erweitert die Möglichkeiten für Bestattungen gemäß ihren rituellen Vorgaben. So wird die sarglose Bestattung von Verstorbenen in Tüchern, wie sie etwa im Islam vorgeschrieben ist, gestattet. Sie ist allen Gläubigen vorbehalten, deren Religion diese Bestattungsform ausdrücklich vorschreibt. Um den besonderen religiösen Anforderungen gerecht zu werden, wird zudem das Recht zur Bestattung im muslimischen Grabfeld nun ausschließlich für Angehörige des Islam geregelt.
Digitalisierung auf dem Friedhof: QR-Codes als Erinnerung
Eine weitere Neuerung ist die Möglichkeit, QR-Codes auf Grabmalen oder Grabgestaltungen anzubringen. Diese digitale Ergänzung bietet den Angehörigen die Chance, mehr über die verstorbene Person zu teilen, sei es durch Fotos, Texte oder Audio- und Videobotschaften – vorausgesetzt, der Inhalt wahrt die Würde des Friedhofs.
Weitere Neuerungen
Zusätzlich gibt es Anpassungen bei der Standfestigkeit von Grabmalen sowie Änderungen bei der Regelung von Fehl- oder Totgeburten, die nun ohne Einschränkungen beigesetzt werden können. Außerdem gehört künftig recyceltes Aluminium zu den Materialien, aus denen Grabmale und Grabausstattungen bestehen dürfen.
Nachhaltigkeit im Fokus: Mustergräber für den Klimaschutz
Angesichts der besonderen Anforderungen des fortschreitenden Klimawandels hat Kehl bereits vor drei Jahren damit begonnen, sich mit der Einführung nachhaltiger Mustergräber einem besonders zukunftsorientierten Projekt zu widmen. Hierbei werden heimische, standortgerechte und pflegeleichte Pflanzen verwendet, die nicht nur dem ökologischen Gedanken dienen, sondern auch dem Schutz der Biodiversität. Bienenfreundliche Stauden mit einer Lebensdauer von bis zu 30 Jahren zeigen den Weg in eine klimafreundliche und nachhaltig gepflegte Grabkultur. Weiterhin wird auf die Verwendung ökologisch und fair gehandelter Produkte und Materialien geachtet sowie auf die Verwendung von torffreier Erde. All diese Maßnahmen senken den ökologischen Fußabdruck und sorgen gleichzeitig für eine langfristige finanzielle Entlastung der Angehörigen.
Mit ihrer neuen Friedhofssatzung setzt die Stadt Kehl ein Zeichen für eine zukunftsfähige und respektvolle Bestattungskultur, die sowohl den ökologischen Herausforderungen als auch den vielfältigen kulturellen Bedürfnissen gerecht wird.