Zukunft des Krankenhauses
Was nach der Schließung des Krankenhauses kommt, entscheidet sich auch in Kehl
Ob in Kehl nach der Schließung des Krankenhauses ein Gesundheitszentrum wie in Oberkirch oder Ettenheim entsteht und welche Gesundheitsleistungen dort angeboten werden, entscheidet sich auch in Kehl. Das machte Christian Keller, Geschäftsführer des Ortenau-Klinikums, am Mittwochabend (21. Februar) im Gemeinderat deutlich. Die Kehler Klinik wird nach den Agenda-Plänen des Kreises geschlossen, wenn der Krankenhausneubau in Achern fertig ist: also voraussichtlich Ende des Jahres 2027.
Hauptdiskussionspunkt in der öffentlichen Sitzung waren die sogenannten Genesungsbetten: Würden solche in Kehl eingerichtet, könnten Patienten wenige Tage nach einer Operation, die in Offenburg, Achern oder Lahr erfolgt ist, für die restliche Dauer ihres Krankenhausaufenthalts nach Kehl und damit in die Nähe ihrer Familie verlegt werden. Erfahrungen mit diesem Modell will der Kreis nun in Oberkirch sammeln, stellte Christian Keller dar. Dieses Modell ist bisher einzigartig und könnte bei der Versorgung an der Schnittstelle Klinik und ambulante Versorgung eine deutliche Verbesserung erzielen.
„Was in Kehl realisiert werden soll, machen wir gemeinsam“, sagte der Geschäftsführer des Ortenau-Klinikums. Der Landkreis würde gerne ambulante und stationäre Angebote machen, versicherte Christian Keller und verwies auf den Zeitplan: 2024 und 2025 könne ein Konzept für die Nachnutzung des Kehler Krankenhauses erarbeitet werden, Baubeginn könne dann 2028, also direkt nach dem Ende des Klinikbetriebs sein. „Wir werden auch eine stolze Lösung für Kehl finden, bis dahin sind wir stolz auf unser Krankenhaus in Kehl.“
Dass man nicht mit einem fertigen Konzept in die Gemeinderatssitzung nach Kehl gekommen sei, betonte auch Rainer Bühn, Geschäftsführer der Medizinischen Versorgungszentren in der Ortenau (MVZ). Der Stadt Oberkirch sei es wichtig gewesen, dass im Gesundheitszentrum eine Chirurgie eingerichtet wird – „die hat sie auch bekommen“, erklärte er. Man habe in Oberkirch auch mit den Ärztinnen und Ärzten gesprochen, die dort auch Eigeninitiative entwickelt hätten. „Wir sind ergebnisoffen; wir werden für Kehl einen eigenen Weg finden.“ Rainer Bühn gab zudem einen Überblick über die Versorgung mit Haus- und Fachärzten im Kreis und in Kehl, die zeigte, dass die Region Kehl mit 1,6 Ärzten pro 1000 Einwohner schlechter versorgt ist, als die Ortenau insgesamt, wo auf 1000 Einwohner zwei Ärzte kommen. Hier ist neben dem Ortenaukreis die Kassenärztliche Vereinigung (KV) gefordert, um eine Verbesserung zu erzielen.
Angesprochen wurde in der Sitzung zudem, dass es für Kehl auch einen anderen Weg geben könnte: Die Stadt könnte den sogenannten Heimfall geltend machen, also das Krankenhausgrundstück, das sie einst dem Kreis überlassen hatte, zurücknehmen. Dann müsste die Stadt die Nachnutzung der Klinik als Gesundheitszentrum völlig selbstständig organisieren. Für eine Klinik fehlt es an der notwendigen Krankenhausnummer – ohne die kann der Klinikbetrieb nicht weitergeführt werden.
In der Gemeinderatssitzung wurden keine Entscheidungen getroffen; die Präsentation (2,1 MB) von Christian Keller und Rainer Bühn steht zum Herunterladen bereit. Darin findet sich auch die Übersicht über die Ärztesituation.