Fiona Härtel geht

Nach 19 Jahren: Wirtschaftsförderin und Stadtmarketing-Chefin Fiona Härtel verlässt Kehl

19 Jahre lang hat Fiona Härtel die Stadtmarketing- und Wirtschaftsförderungs-GmbH ebenso geführt wie seit 2007 die Kehl Marketing. Nun hat sie sich entschieden, sich nicht erneut einer Wiederwahl zu stellen: Die Vorstellungen zur Struktur und Ausrichtung der beiden Gesellschaften liegen zu weit auseinander. Deshalb haben sich Oberbürgermeister Wolfram Britz, in seiner Funktion als Vorsitzender der beiden Aufsichtsräte, und Fiona Härtel darauf verständigt, die Zusammenarbeit im März zu beenden.

In fast zwei Jahrzehnten hat Fiona Härtel sowohl zur Entwicklung des Einzelhandels und der Innenstadt als auch zur Ansiedlung neuer Unternehmen beigetragen und war gleichzeitig Ansprechpartnerin und Möglichmacherin für die in Kehl heimischen Firmen. „Fiona Härtel hat sich in hohem Maße mit der Stadt Kehl identifiziert und mit großem Elan die mit dem Stadtumbau zur Gartenschau 2004 begonnene positive Entwicklung weitergetrieben“, würdigt Oberbürgermeister Wolfram Britz das Engagement der 52-Jährigen. Sie habe zwei Gesellschaften erfolgreich geleitet und durch ihre enge Vernetzung mit den Bereichen der Stadtverwaltung stets das große Ganze und das Wohl der Stadt Kehl im Blick gehabt. Ihre nicht einfache Doppelrolle – zum einen als Anwältin der Unternehmen, zum anderen als Vertreterin der Stadt, habe sie sehr gut ausgefüllt und stets versucht, die Wünsche der Wirtschaft und des Einzelhandels mit den Möglichkeiten der Stadtverwaltung so gut es ging in Einklang zu bringen. „Dafür danke ich Fiona Härtel im Namen der Stadt Kehl und des Gemeinderats sehr.“

Wirtschaftsförderin und Stadtmarketing-Chefin Fiona Härtel verlässt Kehl nach 19 Jahre langem  Wirken.

Rückblick

Gegen 46 Mitbewerberinnen und -bewerber hatte sich Fiona Härtel im Januar 2006 durchgesetzt, als sie zur Nachfolgerin von Marc Funk, des ersten Geschäftsführers der 2001 unter dem damaligen Oberbürgermeister Dr. Günther Petry gegründeten Stadtmarketing- und Wirtschaftsförderungs-GmbH, gewählt wurde. Das interkommunale Gewerbegebiet Kehl-Neuried ba.sic befand sich zu dieser Zeit in der Entwicklung; Geschäftsführer war der gerade in den Ruhestand getretene ehemalige Erste Beigeordnete der Stadt Kehl, Jörg Armbruster. Ziel war es, zukunftsorientierte Unternehmen anzusiedeln; die Zahl der entstehenden Arbeitsplätze sollte in einem gesunden Verhältnis zum Flächenbedarf stehen. Fiona Härtel richtete die Vermarktungsstrategie entsprechend aus und trug über die Jahre zur Ansiedlung von zahlreichen Unternehmen wie – ECG, Boos, Adelmann, Maguti, HAWA, Muser, Caba Blind, Wacker Neuson sowie das international agierende Unternehmen Graf als größte Ansiedlung – bei.

Wirtschaftsförderung

Weil in der Innenstadt ein Lebensmittelmarkt zur Versorgung der Wohnbevölkerung fehlte, wurde vom Büro Acoccella 2007 ein Einzelhandelsgutachten erstellt und über Sortimentslisten das Angebot im Stadtzentrum und in der Peripherie definiert. Fiona Härtel begleitete die Ansiedlung des 2009 eröffneten City Centers als neuen Anker am Rande der Fußgängerzone. Zeitgleich bereitete sie mit dem Einzelhandel sowie mit Gewerbebetrieben die Kommunikation im Zusammenhang mit dem NATO-Gipfel vor, der 2009 zum Teil in Kehl und Straßburg stattfand.

In Dialogveranstaltungen mit Einzelhändlerinnen und -händlern, mit Hoteliers und Gastronomie nahm sie nicht nur die aktuellen Sorgen und Nöte der jeweiligen Branchen auf, sondern organisierte von Experten begleitete unterschiedliche Foren, in denen passgenaue Lösungsansätze erarbeitet wurden. Ein Beispiel ist das Bündnis Pro Innenstadt, das mit Schaufenster-Workshops und Digital-Schulungen die Einzelhändler im Transformationsprozess begleitete.

Die Erarbeitung eines Leitbilds im Einzelhandel führte unter anderem zum Ergebnis, dass man die regionale Verbundenheit stärker betonen wollte – so entstand 2017 die Idee, jeweils im Oktober einen HanauerLandMarkt zu veranstalten und dabei auch Partnerinnen und Partner aus den elsässischen Gemeinden miteinzubeziehen, die geografisch zum Hanauerland gehörten. Zuletzt gelang es Fiona Härtel, mit Pop-up-Aktionen die Innenstadt zu beleben, wie beispielsweise mit dem CiCO City Outlet, das am 6. März in der Fußgängerzone öffnet.

Veranstaltungen und Querschnittsfunktionen

Als während der Verlängerung der Tramlinie D vom Bahnhof bis zum Rathaus in fünf Baufeldern gleichzeitig gearbeitet wurde und sich die Innenstadt für 18 Monate in eine Großbaustelle verwandelte, übernahm Fiona Härtel mit ihrem Team das Baustellenmarketing. Über einen Begleitkreis mit Multiplikatoren aus der Stadtgesellschaft wurden Informationen zusätzlich zu den üblichen Wegen über Pressemitteilungen und Veröffentlichungen auf der Homepage transportiert; Vertreterinnen und Vertreter des Einzelhandels und der Wirtschaft, aber auch von Vereinen und Gruppierungen brachten zudem ihre Hinweise zu Verkehrsführung, Umleitungen und Beschilderung ein. Das Baustellenbüro in den Räumen der Tourist-Information stand Einwohnerinnen und Einwohnern offen, die Fragen hatten oder Anregungen einbringen wollten. Nach der Inbetriebnahme der grenzüberschreitenden Tram übernahm die Tourist-Information den Verkauf von Tramtickets – ein Service, der nicht nur von Touristinnen und Touristen, sondern auch von Kehlerinnen und Kehlern geschätzt wird, die sich beraten lassen möchten: sei es zum Fahrkartensortiment oder zu Unternehmungen in Straßburg.

Schon während des Baus der Trambrücke und der Gleisstrecke bis zum Bahnhof trug Fiona Härtel mit der Trambotschafter-Kampagne zu einem positiven Image der Anbindung Kehls ans Straßburger Tramnetz bei. Beim im September 2016 gefeierten Trambrückenfest, bei dem die noch unfertige Brücke ein Wochenende lang für die Bevölkerung von beiden Rheinseiten geöffnet wurde, organisierte sie mit ihrem Team das Festprogramm an der Brücken-Baustelle.

Als einer der Höhepunkte ihres Wirkens in Kehl ist das Tramfest nach der Jungfernfahrt der Tram über den Rhein am letzten Aprilwochenende 2017 in Erinnerung geblieben: 115 000 Menschen feierten in Kehl zwei Tage lang die Tram – bis heute hat die Rheinstadt kein größeres Fest erlebt, als dieses von ihr und ihrem Team organisierte Event. Ein Jahr lang hatte eine deutsch-französische Arbeitsgruppe die Feierlichkeiten vorbereitet. Eine vergleichbar große Herausforderung meisterte die Kehl Marketing im vergangenen Jahr, als sie erstmals der Ortenau größtes Volksfest, den Kehler Messdi, mit 190 000 Besucherinnen und Besuchern an vier Tagen erfolgreich veranstaltete.