Asiatische Hornisse

Asiatische Hornisse: Fachfirma geht gegen invasives Stechinsekt vor

Nur in Schutzkleidung wagt sich der Schädlingsbekämpfer mit dem Hubsteiger in die Baumkrone an der Rüdigerstraße hinauf. Dort, zwischen Zweigen und Geäst gut getarnt, hängt ein Hornissennest. Die schwarzgepanzerten Tiere summen geschäftig um ihre Brutstätte in 20 Metern Höhe herum. Langsam schiebt der Schädlingsbekämpfer einen Teleskopstab zum Nest hinauf. An dessen Ende steckt eine Art Spritze, die optisch an eine Silikonspritze aus dem Baumarkt erinnert. Mit dieser Vorrichtung injiziert der Schädlingsbekämpfer ein Insektizid, das die Nestbewohner innerhalb von 72 Stunden unschädlich macht. Denn: Bei den Insekten, die in der Rüdigerstraße am Altrheinufer in luftiger Höhe nisten, handelt es sich um ein sogenanntes Sekundärnest der invasiven Asiatischen Hornisse (Vespa velutina). Das aus Südostasien eingeschleppte Insekt breitet sich seit 2014 vom Oberrheingraben ausgehend langsam in ganz Baden-Württemberg aus.

Unter einer Bestäubung versteht man bei der Schädlingsbekämpfung: Mit einer Art Spritze wird ein Pulver in das Nest geblasen.

Das erste bekannte Nest in der Rheinstadt wurde 2023 an der Moschee an der Hafenstraße entdeckt und anschließend entfernt. Im laufenden Jahr ist das Nest in der Rüdigerstraße das dritte Bestätigte in der Rheinstadt. „Die Dunkelziffer dürfte aber deutlich höher sein“, vermutet der städtische Umweltbeauftragte Gregor Koschate. Denn: Die Verbreitung der invasiven Art ist in den vergangenen Jahren stark angestiegen. Die Landesanstalt für Umwelt Baden-Württemberg (LUBW) registrierte auf ihrer Meldeplattform für 2023 neben 1922 Einzelfunden auch 607 Nester. Auch in diesem Jahr wurden landesweit bereits 1629 Einzeltiere und 577 Nester gemeldet.

Asiatische Hornissen bauen zwei unterschiedliche Arten von Unterschlüpfen: Primär- und Sekundärnester.
Die handballengroßen Primär- oder auch Gründungsnester entstehen im Frühjahr. Meist befinden sich diese an geschützten Orten in Bodennähe, beispielsweise in Schuppen oder Sträuchern. Die Königin beginnt allein mit dem Bau und legt im Anschluss die ersten Eier ab. Sobald die Arbeiterinnen schlüpfen, übernehmen sie den Ausbau und die Pflege der Brut. Die Beseitigung der Königin und der Gründungsnester gilt als besonders effektiv, denn: „Dann können sich keine Sekundär- beziehungsweise Filialnester entwickeln“, weiß Gregor Koschate.

Diese sind zwar deutlich größer (Durchmesser zwischen 60 und 80 Zentimeter), aber auch schwer zu entdecken, weil sie sich – so wie das Nest am Altrheinufer – in der Regel hoch oben in Bäumen befinden. Sie beherbergen bis zu 2 000 Individuen und dienen bis zum Ende des Jahres als dauerhaftes Zuhause einer Kolonie. Doch warum müssen die ortsfremden Hautflügler bekämpft werden? Der Hauptgrund dafür ist, dass sie für die Aufzucht ihrer Larven proteinhaltige Nahrungsquellen benötigen. Von Sommer bis Herbst belagern sie deshalb die Nester der heimischen Honigbiene und das zum Teil so erfolgreich, dass dadurch ganze Völker stark dezimiert werden können.

Das bedeutet nicht nur weniger Honigertrag für Imkerinnen und Imker, sondern stellt ein großes Problem für die Biodiversität dar. Auch im Obst- und Weinbau kann die Vespa velutina Schäden verursachen. Aus diesem Grund ist es wichtig, gegen die invasiven Stechinsekten vorzugehen, auch „wenn wir die Verbreitung wohl nicht mehr stoppen können“, stellt Gregor Koschate klar. Wer ein Tier oder ein Nest sichtet, kann dies auf dem Portal der LUBW melden. Neben dem Namen des Meldenden, dem Fundort (inklusive Adresse oder GPS-Daten) sollte das Funddatum, weitere Infos zum Fund (Einzeltier, Gründungsnest oder Filialnest) und Fotos übermittelt werden. Die Höhere Naturschutzbehörde nimmt Meldungen über Funde per Mail an invasivearten@rpf.bwl.de entgegen.

Wie erkenne ich die Asiatische Hornisse?

Die Vespa velutina ist etwas kleiner als heimische Hornissen. Den Informationen der LUBW zufolge erreichen Arbeiterinnen in etwa eine Größe von 1,7 bis 2,4 Zentimeter; Königinnen können bis zu drei Zentimeter groß werden. Auffällig sind die schwarze Brust und der dunkle Hinterleib der Tiere, auf dem nur wenige gelbe Streifen sichtbar sind. Die Beine der Asiatischen Hornisse sind schwarz-gelb gefärbt.