Klimaspaziergang
Klimaspaziergang mit der Stabsstelle Nachhaltige Stadtentwicklung
Was bedeutet der Klimawandel für Kehl, was unternimmt die Stadtverwaltung und was können Bürgerinnen und Bürger selbst tun, um besser auf die künftigen klimatischen Bedingungen vorbereitet zu sein? Um diesen Fragen nachzugehen, hat die Stabsstelle Nachhaltige Stadtentwicklung am vergangenen Dienstagabend (16. Juli) im Rahmen des 250. Jubiläums der Verleihung der Stadtrechte an Kehl zu einem Klimaspaziergang eingeladen.
Die städtische Klimaschutz- und Klimaanpassungsmanagerin Sofia Späth, Stadtplaner Thorsten Werbeck, der städtische Umweltbeauftragte Gregor Koschate sowie die Umweltpädagogin Insa Espig führten die etwa 25 Teilnehmerinnen und Teilnehmer über mehrere Stationen durch das Kehler Stadtgebiet. Sie gingen unter anderem auf Themen wie Klimaschutz und -anpassung ein, stellten die Mobilitätsstationen vor, sprachen über invasive Arten und zeigten auf, was Bürgerinnen und Bürger selbst tun können, um sich an die veränderten Bedingungen anzupassen. Dabei wurde in die Vergangenheit, die Gegenwart und die Zukunft Kehls geblickt. Fest steht: Die Sommer in Kehl werden heißer und das Wetter extremer. Wie die LoKlim-Daten (Lokale Kompetenzentwicklung zur Klimawandelanpassung in kleinen und mittleren Kommunen und Landkreisen) nahelegen, wird in Kehl zwischen 2071 und 2100 die Anzahl der Tage mit Temperaturen höher als 30 Grad Celsius im Durchschnitt auf 46 steigen. „Zwischen 1971 und 2000 waren es nur zwölf“, berichtete die Klimaschutzmanagerin Sofia Späth, als sie die Gäste auf dem Marktplatz begrüßte. Deshalb sei es nicht nur wichtig, den Klimawandel durch gezielte Maßnahmen einzudämmen, sondern auch die Anpassung an die sich ändernden Bedingungen voranzutreiben. Beides gehe Hand in Hand.
Die Innenstadt ist, wie Thorsten Werbeck erzählte, einer hohen Hitzebelastung ausgesetzt: „Hier staut sich wegen des vielen Betons die Wärme“, erläuterte der Stadtplaner. Maßnahmen zur Umgestaltung der innerstädtischen Straßenzüge und Plätze, wie die Entsiegelung von Flächen und das Pflanzen von großkronigen Bäumen, die Schatten spenden, können Abhilfe leisten. Auch mit Blick auf sich häufende Starkregenereignisse sorgen mehr Grünflächen dafür, dass das Wasser besser versickern kann. Allerdings gestalte sich die Umgestaltung aufgrund der vielfältigen Anforderungen als komplexe Aufgabe, die viel Planungs- und Abstimmungsaufwand erfordere.
Thorsten Werbeck stellte auch die Mobilitätstation am Rathaus vor. „Hier können Autos, Fahrräder sowie Lastenanhänger ausgeliehen werden“, erzählte er. Es gebe immer mehr Autos auf den Straßen, dem solle entgegengewirkt werden, indem das Angebot an Alternativen ausbaut wird. Um die Attraktivität zu senken, ein eigenes Auto zu besitzen, müssten die Menschen beispielsweise die Möglichkeit haben, vom Zug oder dem Stadtbus auf ein Leihrad oder ein Carsharing-Fahrzeug umzusteigen, um die Reise vorzusetzen. Das Netz an Mobilitätsstationen soll in den nächsten Jahren weiter ausgebaut werden. Derzeit gibt es Standorte am Bahnhof, am Rathaus sowie in den Wohngebieten Kreuzmatt und in Schneeflären. 2024 kommen voraussichtlich Mobilitätsstationen am Korker Bahnhof, in Sundheim und am Haus der Jugend dazu. Mit dem Förderprogramm „Klimafreundlich Leben“ fördert die Stadt darüber hinaus auch den Kauf von Lastenfahrrädern und Fahrradanhängern, um noch mehr Menschen den Umstieg auf klimafreundliche Fortbewegungsmittel zu vereinfachen.
Ein Thema, das die Stadt in Zukunft ebenfalls immer mehr beschäftigen wird, sind die verschiedenen invasiven Arten, die in Kehl anzutreffen sind und wegen des Klimawandels neue Lebensräume erschließen. Nicht nur die Schmuckschildkröten, die man am Altrhein beim Sonnenbad beobachten kann, die Tigermücke oder die Ameisenart Tapinoma Magnum vermehren sich. Auch die Asiatische Hornisse breitet sich rasant aus: „Im Zeitraum von 2014 bis 2022 wurden in Baden-Württemberg lediglich rund 40 Nester gemeldet, allein im Jahre 2023 waren es schon über 600“, berichtete der Umweltbeauftragte Gregor Koschate. Der Umgang mit diesen Arten sei für alle etwas Neues.
Im Garten der zwei Ufer angekommen, sprach die städtische Umweltpädagogin Insa Espig über den dortigen, aus verschiedenen Baumarten bestehenden Klimahain. „Die Bäume müssen immer robuster werden“, sagte sie. Denn sie müssten nicht nur extremerer Hitze und Dürreperioden aushalten, sondern auch großen Wassermengen bei Starkregen und Überschwemmungen standhalten. Im Garten der zwei Ufer testet die Stadt, ob Baumarten aus unter anderem Südeuropa und Asien im Oberrheingraben gedeihen. Diese Baumarten sind mitunter besser an das heutige Klima angepasst als manche heimische Baumart.
Auch Hausbesitzerinnen und –besitzer können etwas zur Klimaanpassung beitragen: „Indem sie zum Beispiel ihre Dächer und Fassaden begrünen oder nichtbebaute Flächen entsiegeln“, sagte Sofia Späth. Die Mediathek mit ihrer bepflanzten Pergola im Garten sei ein gutes Beispiel, wie eine effektive Gebäudebegrünung aussehen kann. Die Schottergärten, die manche Bürgerinnen und Bürger anlegen, sind ein Problem, weil sie nicht nur die Temperaturen nach oben treiben, sondern auch Insekten den Lebensraum nehmen, erzählte die Klimaschutzmanagerin. Sofia Späth führte weiter aus, dass die Stadt Kehl Maßnahmen wie die Entsiegelung von privaten Flächen sowie die Dach- und Fassadenbegrünung mit dem Förderprogramm „Klimaangepasst Wohnen“ unterstützt.