Goldscheuer
Goldscheuer, Marlen, Kittersburg: Drei Ortschaften, eine Gemeinde
Die drei territorial voneinander getrennten Dörfer bilden schon seit Jahrhunderten eine politische Gemeinde. Seit jeher dominierten die Weidewirtschaft, die Fischerei (bis zu ihrem Niedergang) und die Landwirtschaft, insbesondere der Hanf und Krautanbau. Das Heimatmuseum in der alten Schule Goldscheuer gibt einen interessanten Einblick in die frühere Lebens- und Arbeitswelt der Dörfer.
Die ehemals selbständige Dreiergemeinde ist seit 1971 ein Stadtteil von Kehl. Goldscheuer und Marlen liegen auf der so genannten „Niederterasse“, Kittersburg auf dem „Hochgestade“ des Urrheines.
Die Einwohnerzahl der drei Dörfer beläuft sich auf 5.776 (Stand: 15.10.2023).
Weitere Infos zur Dorfgeschichte findet man auf der Internetseite www.bliwisel.de.
Goldscheuer
Goldscheuer ist im Jahr 1424 n. Chr. erstmals urkundlich erwähnt. Der Ortsname leitet sich von einer gemeinsamen „Gültschüre“, einer Scheune, in der der „Zehnte“ für die Herrschaft zwischengelagert wurde, ab.
Die Figuren des Goldwäscherbrunnens neben dem Goldscheuerer Rathaus erinnern daran, dass hier früher Gold und Löschsand aus dem Rheinsand „gewaschen" wurden.
Zahlreiche Fachwerkhäuser prägen noch das Ortsbild. Ein Natur-Badestelle bietet Erfrischung im Sommer. Die katholische Kirche „Maria Hilfe der Christen“ bietet einen besonderen Anziehungspunkt, da sie von dem bekannten Künstler Stefan Strumbel gestaltet wurde. Goldscheuer erlange Bekanntheit in der internationalen Literatur durch den Schriftsteller Grimmelshausen, der in seinem Simplizissimus Goldscheuer als den Ort erwähnte in dem der beste Hanf (Schleißhanf) der Welt wachse.
Marlen
Der Name Marlen, in alter Zeit auch Marlenheim genannt, entstand vermutlich aus einer merowingischen Siedlung, „Heim des Maro“ genannt. Daraus formte sich Marlenheim und später Marlen. Die erste urkundliche Erwähnung war im Jahre 1283, als der Ritter Walther von Klingen Marlen und Kittersburg verkaufte und ein Dokument darüber abgefasst wurde. Die katholische Kirche St. Arbogast aus dem Jahre 1767 dominiert den alten Ortskern. Der Narrenbrunnen aus dem Jahre 1988 in der Ortsmitte weist Marlen als fastnächtliche Hochburg aus. Gegenüber, auf der anderen Straßenseite, zeigt sich die 2024 neu gestaltete Mitte Marlens, der Georg-Krämer-Platz. Krämer war ein verdienter Bürger der damaligen Dreiergemeinde, der als Adlerwirt, Vogt, Landtagsabgeordneter und Aktiver der Badischen Revolution wirkte und hier Geschichte schrieb. Zu seinen Freunden zählte der Revolutionär Friedrich Hecker und der Dichter des Deutschlandliedes Hoffmann von Fallersleben. Mehr Informationen darüber erhalten Sie hier.
Marlen erlangte in der Literatur Bekanntheit durch die Aufzeichnungen des französischen Militärpfarrers und Jesuiten Pierre Teilhard de Chardin, der nach dem Ersten Weltkrieg als Besatzungssoldat hier stationiert war.
Kittersburg
Der Name Kittersburg könnte einst aus dem Begriff „Kutersburg“, „die Burg an der Schutter“ (aus dem lateinischen „scutera““, entstanden sein. Es handelte sich aber wohl nicht um eine herrschaftliche Burg, sondern um eine Zollstation, die die Durchfahrtstraße kontrollierte. Kittersburg wurde zusammen mit Marlen erstmals 1283 erwähnt. Einst verlief die heutige Verbindungsstraße L98 von Offenburg nach Kehl, nahe des Ortes, vor der ersten Häuserreihe. An vergangene Zeiten mit dem ertragreichen Hanfanbau erinnern Gewannnamen wie „Hanfplatz“ sowie die ehemalige „Hanfrötze“ die bei der unweit von Kittersburg dahinfließenden Schutter liegt.
Den Ortskern ziert ein Ensemble aus der Kapelle „St. Maria Magdalena“, dem Gemeindezentrum, dem Backhaus sowie dem Dorfbrunnen um den Dorfplatz.