Wärmegesellschaft Calorie

Grenzüberschreitende Abwärmenutzung: Ein in Europa einzigartiges Projekt auf dem Weg in eine klimaneutrale Zukunft

Zur Heizperiode 2027/2028 könnte die Wärme fließen: 7000 Straßburger Haushalte sollen dann von Calorie Kehl-Strasbourg (CKS) mit der im Produktionsprozess bei den Badischen Stahlwerken in Kehl unvermeidbar anfallenden Abwärme heizen können. So lautet der Plan, der am Dienstag, 19. September, auf dem Gelände der Badischen Stahlwerke (BSW) im Kehler Hafen von den Vertreterinnen und Vertretern der Partner der eigens für das Projekt gegründeten grenzüberschreitenden Wärmegesellschaft zahlreichen deutschen und französischen Journalisten vorgestellt wurde. Mit dem in Europa einzigartigen Projekt mache man sich gemeinsam auf den Weg in eine klimaneutrale Zukunft des Lebensraums Strasbourg-Kehl, lautete die einhellige Botschaft. Auch Sabine Schimetschek, Generaldirektorin von CKS, stand Rede und Antwort.

die Aufsichtsräte in orangefarbenen Kitteln und mit orangefarbenen Schutzhelmen als Gruppe vor aufeinandergestapelten Drahtrollen stehend
Der Verwaltungsrat in der Montur, die Besucherinnen und Besucher des Stahlwerks aus Sicherheitsgründen tragen müssen (von links): Reiner Hagemann (BSW, hintere Reihe), Régine Aloird (Regionalrätin der Région Alsace), Harald Höflich (Umweltministerium des Landes Baden-Württemberg), Sabine Schimetschek (Generaldirektorin Calorie Kehl-Strasbourg), Marc Hoffsess (Eurométropole de Strasbourg, hintere Reihe), Jeanne Barseghian (Präsidentin von Calorie Kehl-Strasbourg und Oberbürgermeisterin von Straßburg), Wolfram Britz (Oberbürgermeister der Stadt Kehl) Jean-Paul Prève (Eurométropole de Strasbourg) und Alexandre Schnell (Banque des Territoires).

Im Konferenzraum der BSW begrüßt wurden die Vertreterinnen und Vertreter der Medien sowie die Verwaltungsrätinnen und -räte von CKS, von Carolin Kramer, der stellvertretenden Aufsichtsratsvorsitzende der BSW, die zugleich die Eigentümerfamilien repräsentierte. Die Badischen Stahlwerke hätten schon lange Jahre Interesse daran, die Abwärme aus dem Produktionsprozess zu nutzen, erklärte sie, doch sei dies aufgrund der niedrigen Energiepreise und der Lage des Stahlwerks auf einer Halbinsel im Kehler Hafen nicht darstellbar gewesen. Der Klimawandel und der Krieg in der Ukraine hätten alles verändert: „Solche Projekte brauchen den politischen Willen und Unterstützung.“ Gerade weil die BSW durch das Einschmelzen von Schrott ressourcenschonend produzierten, wolle man das Projekt nutzen, die Stahlherstellung grüner zu machen.

Noch stehen zwar die Bagger nicht bereit, doch sind inzwischen die Voruntersuchungen angelaufen, die Grundlage der Planung des Leitungsnetzes sind, das durch die Häfen Kehl und Straßburg verlaufen soll. Der Sommer sei genutzt worden, stellte Sabine Schimetschek dar, um technische Daten und notwendige Informationen auf beiden Rheinseiten zu sammeln. Geklärt werden muss, je nach Trassenvariante, wo die Rohrleitung als sogenannter Mikrotunnel und wo oberirdisch verlegt werden wird. Eine der Herausforderungen ist die Querung des Rheins. „Zweimal zwei Jahre“, antwortete Sabine Schimetschek auf die Frage von Journalisten nach der Zeit für Planung und Bau.

Die Länge der Trasse und die Bauart der Leitung werden auch über die Kosten des Projekts entscheiden: Diese werden sich für CKS in einem Rahmen von 25 bis 32 Millionen Euro bewegen. Damit die Wärme aus dem Produktionsprozess der Badischen Stahlwerke in die Leitungen eingespeist werden kann, sind auch im Werk erhebliche Umbauarbeiten zu leisten. Diese werden derzeit auf etwa 11,5 Millionen Euro veranschlagt; 3,5 Millionen Euro sind den BSW als Zuschuss des Bundesministeriums für Wirtschaft und Klimaschutz in Aussicht gestellt. CKS, die mit rund zwei Millionen Euro aus dem INTERREG-Programm der Europäischen Union gefördert wird, erwartet für die Planung und den Bau der voraussichtlich 4,5 Kilometer langen Wärmeleitung etwa 14 Millionen Euro an Subventionen von der französischen ADEME und der deutschen BAFA.

„Die Klimakrise kennt keine Landesgrenze“, brachte es Harald Höflich vom Stuttgarter Umweltministerium auf den Punkt: Daher dränge sich die grenzüberschreitende Nutzung der Abwärme der BSW geradezu auf. So sieht es auch die Straßburger Oberbürgermeisterin und Präsidentin von Calorie Kehl-Strasbourg: Das Projekt sei unabdingbar, erklärte sie im Konferenzraum des Stahlwerks. Gemeinsam schaffe man ein Europa des Klimas und gehe gleichzeitig gegen Energiearmut an, indem man Wärme zu einem erschwinglichen und stabilen Preis liefern werde. Als „Schicksalsgemeinschaft im Bereich Energie“ bezeichnete Regionalrätin Régine Aloird die Région Grand Est und das Land Baden-Württemberg, gerade in Energie- und Klimafragen müssten die Regionen untereinander solidarisch sein. Durch das gemeinsame Projekt könne man zur Exzellenz-Region werden, meinte Régine Aloird.

Die Vertreterinnen und Vertreter der Aktionäre von Calorie Kehl-Strasbourg erklärten beim Pressetermin, warum sie sich am grenzüberschreitenden Abwärmeprojekt beteiligen (von links): Alexandre Schnell von der Banque des Territoires, Région Aloird, Regionalrätin der Région Grand Est, Harald Höflich vom Umweltministerium des Landes Baden-Württemberg, Wolfram Britz, Oberbürgermeister der Stadt Kehl, Sabine Schimetschek, CKS-Generaldirektorin, Jeanne Barseghian, Oberbürgermeisterin von Strasbourg und Carolin Kramer, stellvertretende Vorsitzende des Aufsichtsrats der Badischen Stahlwerke GmbH.  

Der Kehler Oberbürgermeister Wolfram Britz freute sich, „die Euphorie zu spüren“, die das Projekt bei den Partnerinnen und Partnern hervorrufe: „Wir gestalten hier gemeinsam Zukunft.“ Wie schon die grenzüberschreitende Tram werde auch dieses Projekt in Europa Leuchtturmcharakter entfalten. Für die Banque des Territoires ist die Beteiligung an CKS das erste grenzüberschreitende Projekt: „Es erfüllt uns mit großem Stolz, dabei sein zu können, es ist ein Pionierprojekt“, erklärte Regionaldirektor Alexandre Schnell. Weil CKS stabile Energiepreise anbieten könne, werde das Vorhaben auch zum sozialen Zusammenhalt beitragen. Die Erkenntnisse und die Erfahrungen aus dem Projekt wolle die Banque de Territoires dann auch in anderen Grenzregionen Frankeichs nutzen.

So sieht es auch Harald Höflich: Die Zeit zu investieren, die notwendig war, um ein Gesellschaftsmodell zu finden, habe sich sehr gelohnt: „Es ist ein gelungenes Gemeinschaftsprojekt“, das außerdem ein Beispiel dafür sei, wie ökologische Transformation in der Industrie gelingen können: „Es ist bemerkenswert, dass ein Unternehmen hier vorangeht“, hob er das Engagement der Badischen Stahlwerke hervor.

Calorie Kehl-Strasbourg hat jetzt auch eine eigene Homepage.

Calorie Kehl-Strasbourg im Video

Großes Medieninteresse an der Vorstellung von Calorie Kehl-Strasbourg

Zwei grenzüberschreitende Projekte an einem Ort: Calorie Kehl-Strasbourg zieht bei KaléidosCoop ein

Seit Anfang Juli hat die grenzüberschreitende Wärmegesellschaft zur Nutzung der Abwärme der Badischen Stahlwerke (BSW) Calorie Kehl-Strasbourg (CKS) ihr Büro im deutsch-französischen Lebens- und Arbeitsort KaléidosCoop im Straßburger Coop-Areal unweit des Rheinufers. Aufgabe von CKS ist es, ein grenzübergreifendes Wärmenetz zu planen und zu errichten, in welches die bei der Stahlproduktion entstehende Abwärme der BSW eingespeist werden kann. Diese soll dann sowohl in Straßburg als auch in Kehl genutzt werden.

der Eingangsbereich von KaléidosCoop mit französisch und deutscher Beschriftung
Dass KaléidosCoop ein grenzüberschreitender Ort ist, zeigt sich schon an der Beschriftung am Eingang.

Die Lage dieses dritten Orts, sein deutsch-französischer Geist und der Umstand, dass KaléidosCoop – wie die CKS – ein durch INTERREG-Mittel der Europäischen Union gefördertes Projekt ist, haben CKS-Generaldirektorin Sabine Schimetschek dazu bewogen, ihren Arbeitsort genau dort zu wählen.

„Die geographische Lage ist perfekt“, findet Sabine Schimetschek: Von KaléidosCoop aus ist sowohl das Straßburger als auch das Kehler Stadtzentrum mit der Tram oder dem Rad in nur wenigen Minuten zu erreichen. Auch die Rheinhäfen der beiden Städte, durch welche die Wärmeleitung verlaufen wird, befinden sich quasi in der Nachbarschaft.

Generaldirektorin an ihrem Schreibtisch, dahinter das Rollup mit dem Calorie-Logo
Calorie Kehl-Strasbourg hat nun ein Büro im grenzüberschreitenden Lebens- und Arbeitsort KaléidosCoop

Außerdem bietet KaléidosCoop den Vorteil, dass dort einzelne Büros (oder Co-Working-Arbeitsplätze) gemietet werden können. Für Sabine Schimetschek ein großer Vorteil: „Es ist einfach alles vorhanden“, sagt sie und meint damit beispielsweise Internetanschluss, gemeinsam genutzte Kopierer, die Postverteilung und den Zugang zu Sozialräumen. Außerdem kann die Generaldirektorin verschieden große Besprechungsräume in KaléidosCoop nutzen, ebenso wie die Ausstattung für Simultanübersetzung, die für Besprechungen mit den deutschen und französischen Gesellschaftern und Projektpartnern sehr hilfreich ist.

Calorie Kehl-Strasbourg plant und baut mit der SERS das grenzüberschreitende Wärmenetz

Mit der Entwicklungsgesellschaft SERS (Société d’aménagement et d’équipement du Rhin Supérieur) hat die grenzüberschreitende Wärmegesellschaft Calorie Kehl-Strasbourg (CKS) eine kompetente Partnerin mit langjähriger Erfahrung in komplexen Projekten gefunden: CKS-Generaldirektorin Sabine Schimetschek und ihr SERS-Kollege Éric Hartweg haben mit ihren Unterschriften einen Vertrag geschlossen, der für CKS einen wichtigen Meilenstein darstellt. Die SERS beginnt ihre Arbeit mit den Vorstudien, die unerlässlich sind, um Planung und Bau des Wärmenetzes zur grenzüberschreitenden Nutzung der Abwärme der Badischen Stahlwerke (BSW) in Kehl ausschreiben zu können.

beide Personen sitzen an einem Tisch, der Vertrag liegt vor ihnen, mit dem Stift in der Hand sind sie bereit zur Unterzeichnung.
Éric Hartweg, Generaldirektor der SERS, und Sabine Schimetschek, Generaldirektorin der Calorie Kehl-Strasbourg, haben die Zusammenarbeit der beiden Unternehmen mit der Unterzeichnung eines Vertrages besiegelt.

So wird die von der SERS benannte Projektleiterin, Claire Bardet, Gespräche mit der Führungsebene der beiden Rheinhäfen führen, denn über ihr Territorium soll die neue Wärmeleitung hauptsächlich verlaufen. Hier gilt es, sich nicht nur auf eine Trasse zu verständigen, sondern zusätzlich auf eine Bauweise, die den Betrieb der Häfen und die Aktivitäten der großen dort angesiedelten Unternehmen so wenig wie möglich beeinträchtigt. Außerdem wird die SERS, die auch einen deutschen Spezialisten für Verwaltungs- und öffentliches Baurecht in ihr Team aufgenommen hat, Kontakte zu den Genehmigungsbehörden beiderseits des Rheins suchen.

Die Voruntersuchungen der SERS bilden die Grundlage für die europaweite Ausschreibung von Planung, Bau und Unterhaltung des grenzüberschreitenden Wärmenetzes – gesucht wird also ein sogenannter Generalübernehmer. Auch dessen Arbeit zu kontrollieren, liegt im Aufgabenbereich der SERS.

Die 1957 gegründete SERS wurde über eine europaweite Ausschreibung gefunden; der Beschluss, die Entwicklungsgesellschaft mit der delegierten Bauherrenschaft zu betrauen, fasste der Aufsichtsrat von CKS.
CKS-Generaldirektorin Sabine Schimetschek zeigte sich bei der Vertragsunterzeichnung sehr erfreut darüber, dass ihr mit der SERS eine Partnerin zur Seite gestellt wird, die auf eine reichhaltige Erfahrung bei Planung und Bau von Infrastrukturprojekten zurückblicken kann. So hat die Gesellschaft beispielsweise das Wärmenetz im Straßburger Stadtteil Hautepierre gebaut. Für Éric Hartweg, Generaldirektor der SERS, ist das Abwärmenetz gerade aufgrund seiner grenzüberschreitenden Dimension eine Herausforderung, die er gerne annimmt: Er ist nicht nur zweisprachig (wie auch Projektleiterin Claire Bardet), sondern hat während seiner langjährigen Laufbahn bei der SERS sowohl beim Bau des Sitzes des deutsch-französischen Fernsehsenders ARTE als auch als Generaldirektor der SPL des Deux Rives, die für die Konversion des Coop-Areals im Straßburger Wohnquartier Port du Rhin verantwortlich zeichnet (zu dem auch das deutsch-französische Projekt KaléidosCoop gehört),Erfahrung mit grenzübergreifenden Projekten gesammelt.

Calorie Kehl-Strasbourg wird durch einen Zuschuss von mehr als zwei Millionen Euro aus dem INTERREG-Fonds der Europäischen Union mitfinanziert.

Die SERS

Die Stadt Straßburg und die Eurométropole de Strasbourg halten mit zusammen 38,3 Prozent die Mehrheit der Anteile am Gesellschaftskapital der SERS. Die Entwicklungsgesellschaft, an der auch die CEA (die europäische Gebietskörperschaft Elsass) mit 27,5 Prozent sowie die Caisse des dépôts et consignations (CDC) als privater Partner mit 25 Prozent (sowie weitere kleinere Aktionäre) beteiligt sind, hat in den vergangenen Jahrzehnten zahlreiche Großprojekte umgesetzt. Das größte und schwierigste davon war die Errichtung des Europäischen Parlamentsgebäudes.

Die Gesellschaft zeichnet zudem für die Entwicklung zahlreicher Stadtbereiche in Straßburg, wie Les Halles, das Öko-Quartier Danube oder die Malraux-Halbinsel, verantwortlich. Hinzugekommen sind in den vergangenen Jahren auch Energiewendeprojekte wie die energetische Sanierung im Stadtviertel Ostwald, die zu einer Reduktion des Energieverbrauchs um 53 Prozent geführt hat.

Zwei Millionen Euro aus INTERREG-Fonds für Calorie Kehl-Strasbourg

Die grenzüberschreitende Wärmegesellschaft Calorie Kehl-Strasbourg (CKS) wird mit zwei Millionen Euro aus dem INTERREG-Fonds der Europäischen Union gefördert. Das hat der INTERREG-Begleitausschuss in seiner jüngsten Sitzung beschlossen. Im Verwaltungsrat der SEM Calorie war die Freude über diese Entscheidung groß: Mit dem Geld wird der laufende Betrieb der Gesellschaft zu 60 Prozent mitfinanziert.

Sonnenuntergang im Hafen, im Vordergrund Drahtrollen, die so viel Hitze absrtahlen, dass die Konturen des Gebäudes im Hintergrund verschwimmen
Die Hitze, welche die Drahtrollen noch auf dem Hof der BSW abstrahlen, lässt die Luft flirren.

Der Zuschuss trägt aber nicht nur dazu bei, die Personal- und Verwaltungskosten der kleinen Gesellschaft mit zu finanzieren, er ermöglicht es auch, Generaldirektorin Sabine Schimetscheck ein Konsortium an die Seite zu stellen, an welches die Bauherrschaft delegiert wird. Dieses Unternehmen übernimmt die vorbereitenden Untersuchungen, erarbeitet die Ausschreibung zur Gewinnung eines Generalübernehmers und begleitet und kontrolliert diesen im Planungs- und Bauprozess. Außerdem erwartet Calorie Kehl-Strasbourg für die Planung und den Bau des etwa 4,5 Kilometer langen grenzüberschreitenden Wärmenetzes zur Nutzung der Abwärme der Badischen Stahlwerke (BSW) Zuschüsse von der französischen Umwelt- und Energieagentur ADEME (Agence de l’Environnement et de la Maîtrise de l’Energie) sowie vom Bundesamt für Wirtschaft und Ausfuhrkontrolle in Höhe von insgesamt wohl rund 14 Millionen Euro.

Sabine Schimetschek ist Generaldirektorin der grenzüberschreitenden Wärmegesellschaft Calorie Kehl-Strasbourg

Die deutsch-französische Wärmegesellschaft Calorie Kehl-Strasbourg (CKS) hat mit Sabine Schimetschek eine Generaldirektorin in Vollzeit: Der Verwaltungsrat der gemischtwirtschaftlichen Gesellschaft nach französischem Recht (SEM = Société d‘économie mixte) übertrug damit die Steuerung des in Europa einzigartigen Projekts zur grenzüberschreitenden Nutzung der Abwärme der Badischen Stahlwerke (BSW) an eine Bauingenieurin mit langjähriger Berufserfahrung in Frankreich und Deutschland. Wenn das neue Wärmenetz 2027 in Betrieb geht, werden in einer ersten Phase etwa 7000 Haushalte in Straßburg mit Wärme versorgt werden, in einer zweiten auch Wohnungen, Unternehmen und Einrichtungen in Kehl. Von Anfang an werden bei einer Wärmelieferung von 70 Gigawattstunden pro Jahr circa 19 600 Tonnen des klimaschädlichen Gases CO2 vermieden.

Zweck der SEM Calorie Kehl-Strasbourg ist die Planung, der Bau und der Betrieb eines rheinübergreifenden Rohrleitungsnetzes, in das die bei der Stahlproduktion der BSW in Kehl unvermeidbar entstehende Abwärme eingespeist wird. In der im Mai 2022 gegründeten Gesellschaft arbeiten sechs Partnerinnen und Partner von beiden Rheinseiten zusammen: Hauptanteilseignerin ist die Eurométropole de Strasbourg (EMS) mit 46,75 Prozent. Die Région Grand Est, das Land Baden-Württemberg sowie die Stadt Kehl haben jeweils 12,75 Prozent des Stammkapitals der Gesellschaft von rund 4,2 Millionen Euro eingebracht; die Caisse des Dépôts et consignations (CDC) hält 15 Prozent der Aktien. Die BSW sind symbolisch mit einer Aktie beteiligt. Sie haben im Gegensatz zu den anderen Partnerinnen und Partnern im Verwaltungsrat kein Stimmrecht.

die im Bildtext genannten Personen vor dem Bild der beleuchteten Trambrücke im Rathaus
Sabine Schimetschek (Mitte) ist die Generaldirektorin in Vollzeit von Calorie Kehl-Strasbourg (CKS), also der Gesellschaft zur grenzüberschreitenden Nutzung der Abwärme der Badischen Stahlwerke. Die Straßburger Oberbürgermeisterin Jeanne Barseghian ist Präsidentin von CKS, der Kehler Oberbürgermeister Wolfram Britz vertritt die Stadt Kehl im Verwaltungsrat. 

„Ich freue mich sehr über die Ernennung von Sabine Schimetschek zur Generaldirektorin der SEM Calorie Kehl-Strasbourg. Mit ihrer soliden Erfahrung als Führungskraft und ihren Kompetenzen in der Leitung von Großprojekten, zusammen mit ihrer doppelten französischen und deutschen Kultur, bringt sie alle Voraussetzungen mit, um dieses grenzüberschreitende Projekt, das für die Zukunft der Energiewende in unserem gemeinsamen Gebiet entscheidend ist, zum Erfolg zu führen“, erklärte Jeanne Barseghian, Präsidentin der SEM Calorie und Oberbürgermeisterin von Straßburg.

Thekla Walker, Ministerin für Umwelt, Klima und Energiewirtschaft, hob die besondere Bedeutung des grenzüberschreitenden Projekts für den Klimaschutz und die Energiewende hervor: „Die Klimakrise nimmt keine Rücksicht auf Landesgrenzen. Deshalb müssen wir alle Potenziale für eine klimafreundliche und sichere Energieversorgung – auch grenzüberschreitend – heben. Denn nur so können wir in der Zukunft klimaschädliche CO<sub>2</sub>-Emissionen einsparen und unsere Abhängigkeit von fossilen Energieträgern reduzieren. Die Abwärme aus den Badischen Stahlwerken auf beiden Seiten des Rheins zu nutzen, leistet dabei einen herausragenden Beitrag zum Klimaschutz und insbesondere zur Wärmewende.“

„Ich bin sehr froh, dass wir mit Sabine Schimetschek nun eine Vollzeit-Geschäftsführerin haben, die dieses wichtige Projekt mit Elan vorantreiben wird“, freute sich Oberbürgermeister Wolfram Britz, der die Stadt Kehl im Verwaltungsrat vertritt über die einstimmige Entscheidung. Bislang hatten im Wesentlichen Verwaltungsmitglieder der Finanzierungspartner die Arbeit für Calorie geleistet. So sieht es auch Franck Leroy, Präsident der Région Grand Est und freut sich über "diese Ernennung, die einen wichtigen Schritt bei der Umsetzung eines symbolträchtigen Projekts zur Aufwertung und Nutzung von Abwärme zwischen den Städten Kehl und Straßburg innerhalb der Region Grand Est darstellt. Sabine Schimetschek verfügt über die Erfahrung und die multi-kulturellen Kenntnisse, die für den Erfolg ihrer Aufgabe erforderlich sind! Durch die Teilnahme an diesem Projekt möchte die Région Grand Est die grenzüberschreitenden Best Practices im Bereich der Energie- und Umweltwende aufwerten. Die Erfahrung, die mit der SEM Calorie Kehl-Strasbourg gemacht wurde, ist in Europa einzigartig. Sie symbolisiert die sehr starken Verbindungen zwischen den beiden Rheinufern und den beispielhaften Charakter der Zusammenarbeit am Oberrhein."

ein mit Metallschrott gefüllter Kessel hängt an einem Haken, im Hintergrund  lodern Flammen
Bei der Stahlproduktion bei den BSW entsteht unvermeidbar Abwärme: Diese soll von 2027 an in ein rheinübergreifendes Wärmenetz eingespeist werden. Foto: BSW

Die neue Generaldirektion stammt aus Gießen, ist Diplom-Bauingenieurin und hat bereits während ihres Studiums an der Fachhochschule in Konstanz Praktika in Frankreich absolviert. Ihre berufliche Laufbahn begann Sabine Schimetschek bei einem Unternehmen im Elsass. In der Folge war sie Teil eines Ingenieursteams in London, bevor sie nach Frankreich zurückkehrte und dort vor allem bei Wohnungsbaugesellschaften Großprojekte leitete. An der Position der Generaldirektorin der SEM Calorie hat die zweisprachige Ingenieurin nach eigenen Aussagen vor allem die deutsch-französische Dimension gereizt.

Info

Das Projekt, das durch den INTERREG-Fonds der Europäischen Union unterstützt wird, ist einzigartig in Europa: Nirgendwo anders wird bislang industrielle Abwärme genutzt, um ein grenzüberschreitendes Fernwärmenetz zu speisen. 

Ihren Sitz hat CKS in Straßburg, ihre Außenstelle in Kehl. CKS ist die erste länderübergreifende Gesellschaft mit baden-württembergischer Beteiligung. 2018 hatte das Umweltministerium des Landes das Projekt angestoßen und eine Machbarkeitsstudie in Auftrag gegeben. Über das INTERREG-V-Programm wurden eine weitere Studie, die Rechtsberatung zur Findung der Rechtsform und der Erarbeitung der Gesellschaftsverträge sowie die Gründung der deutsch-französischen Wärmegesellschaft mit etwa einer Million Euro unterstützt. Ein weiterer Antrag im INTERREG-VI-Programm ist eingebracht. Die Entscheidung über die Förderung wird noch im Mai erwartet.

Der Bau der etwa 4,5 Kilometer langen Leitungstrasse vom Gelände der BSW bis in die Straßburger Esplanade wird von der französischen Umwelt- und Energieagentur ADEME (Agence de l’Environnement et de la Maîtrise de l’Energie) sowie vom Bundesamt für Wirtschaft und Ausfuhrkontrolle mit insgesamt voraussichtlich rund 14 Millionen Euro gefördert. Die Kostenschätzung für die Planung und den Bau der Fernwärmeleitung liegt bei rund 29 Millionen Euro; eine besondere Herausforderung stellt die Rheinquerung – voraussichtlich mit einem Tunnel dar. Auf dem Gelände der BSW ist eine zusätzliche Investition von gut elf Millionen Euro erforderlich.